Das Versagen der Deutschen Bahn bei Störungen

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Eine Stunde Verspätung: S-Bahn vom Flughafen nach Frankfurt am Main. (Screenshot App „RMV smart“)

Von Daniel Kortschak

Wenn die Bahn störungsfrei unterwegs ist, ist sie eindeutig das bequemste Fortbewegungsmittel. Doch gerät der Fahrplan aus dem Takt, versagt die Deutsche Bahn nach wie vor total. Das zeigt ein aktueller Vorfall im S-Bahn-Verkehr zum Flughafen Frankfurt einmal mehr auf.

Der Schienenradler war in den vergangenen Monaten einige Tausend Kilometer mit der Bahn unterwegs – und bis auf kleine Unzulänglichkeiten wie schlechten Service im Speisewagen oder kaputte Aufzüge (beides bei den Österreichischen Bundesbahnen) stets zufrieden. Wenn der Betrieb störungsfrei läuft, ist die Bahn mit Abstand das komfortabelste Verkehrsmittel.

Aber wehe, der Verkehr gerät aus dem Takt. Dann lässt die Deutsche Bahn keine Gelegenheit aus, um ihre totale Unfähigkeit in Sachen Störungsmanagement unter Beweis zu stellen. Davon konnte sich der Schienenradler heute wieder auf einer Fahrt vom Frankfurter Flughafen in die Innenstadt überzeugen. Ein Blick auf die RMV-Fahrplanauskunft im Smartphone offenbart Verspätungen von bis zu 15 Minuten auf den S-Bahn-Linien S8 und S9. Da bleibt noch Zeit für einen schnellen Kaffee. Anschließend im Flughafen-Regionalbahnhof angekommen, zeigt die App beim Fahrkartenkauf bereits Verspätungen von bis zu einer  Stunde und zahlreiche Zugausfälle an. Vom Bahnsteig kommen laufend laut fluchende Fahrgäste empor.

Unten am Gleis herrscht Gedränge. Lautsprecheransagen informieren knapp über die Störung. Leise, blechern und kaum verständlich. Und nur auf Deutsch. Welch ein toller Service auf einem der größten und wichtigsten Flughäfen Europas. Auch über Ausweichmöglichkeiten erfahren die zahlreichen Fahrgäste nichts. Personal der Deutschen Bahn, das man um Rat fragen könnte, ist wie üblich nicht zu sehen. So bleibt unklar, ob vielleicht vom Flughafen-Fernbahnhof Züge Richtung Frankfurt Hauptbahnhof oder Mainz fahren. Als einzige Alternative, um mit dem ÖPNV vom Flughafen in die Innenstadt zu kommen, bleibt die Stadtbuslinie 61. Die kennen freilich nur Insider wie Flughafenmitarbeiter und Frankfurter. Auch die Abfahrtsstelle im Busbahnhof ist alles andere als leicht zu finden. Ohne Informationen bleiben die zahlreichen Touristen im Flughafen-Regionalbahnhof ihrem Schicksal überlassen.

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Massive Verspätungen: Großstörung im S-Bahn-Verkehr rund um den Flughafen Frankfurt am 27. Februar 2017. (Screenshot App „RMV smart“)

Dennoch fährt der 61er-Bus voll besetzt Richtung Innenstadt. Flughafenmitarbeiter, die nach Schichtende nach Hause fahren, beraten gestrandete Fahrgäste, wie sie am besten weiterkommen. Auch über die Ursache für die Großstörung bei der S-Bahn wissen die Fraport-Mitarbeiter Bescheid: ein umgestürzter Baum im Gleis. Eine Information, die die Deutsche Bahn via Twitter bestätigt. Gut, so etwas kann bei dem schlechten Wetter passieren. Nicht akzeptabel ist allerdings das absolut dilettantische Störungsmanagement der Deutschen Bahn. Es kann nicht sein, dass Hunderte Fahrgäste am Frankfurter Flughafen ohne jede brauchbare Information stranden.

Eine kleine Entschädigung für den Ärger und die äußerst unkomfortable Busfahrt hat der Schienenradler immerhin bekommen: Mit der neuen Smartphone-App „RMV smart“, die zum Test des neuen Tarifsystems dient, kostet die Fahrt nur 2,36 Euro. Etwas weniger als eine Einzelfahrt zum herkömmlichen Tarif innerhalb Frankfurts, die inzwischen mit stolzen 2,90 Euro zu Buche schlägt. Und weniger als die Hälftedes überhöhten Einzelpreises für eine Fahrt von Frankfurt zum Flughafen, für die 4,80 Euro fällig werden. Aber das ist eine andere Geschichte, mehr dazu in Kürze hier.

U5 im Frankfurter Nordend: kaum eröffnet, schon ein Sanierungsfall

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Immer noch ein hässliches Provisorium: Geländer an der U5-Haltestelle Glauburgstraße. (Foto: Daniel Kortschak)

Von Daniel Kortschak

Die vor etwa einem halben Jahr wiedereröffnete, barrierefrei ausgebaute Stadtbahnlinie U5 in der Eckenheimer Landstraße bringt einen deutlichen Komfortgewinn für die Fahrgäste. Über die Qualität der Bauausführung kann man allerdings nur den Kopf schütteln.

Die neuen, teilweise barrierefreien Bahnsteige und die modernen Fahrzeuge auf der Stadtbahnlinie U5 sind eine deutliche Verbesserung des ÖPNV im Frankfurter Nordend. Keine Koffer mehr über die hohen Klappstufen in die überfüllte Bahn wuchten, keine mehr Kinderwagen ausladen helfen. Einfach einsteigen in die viel geräumigeren und immer wohl temperierten Stadtbahnwagen. Auch ins Straßenbild fügen sich die Hochbahnsteige erstaunlich gut ein.

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Genauer hinsehen darf man allerdings nicht: Bei der Haltestelle Musterschule stadteinwärts ist schon die erste Gasscheibe kaputt. Und das umstrittene Designer-Dach der Haltestelle Glauburgstraße ist bereits total verrostet. Nicht einmal sechs Monate nach der Eröffnung! Außerdem hat man an den Säulen der Dachkonstruktion hässliche abgerundete Stoßleisten angebracht. Offenbar hat man Angst, dass sich jemand verletzten könnte. Oder es hat gar schon einen Unfall gegeben.

Während das Dach bereits wieder ein Sanierungsfall ist, sind die Geländer auf den beiden Bahnsteigen noch immer nicht geliefert. Das Provisorium fällt auch langsam auseinander und muss mit Spanngurten und Klebeband fixiert werden. Ein weiterer Beweis dafür, dass bei öffentlichen Bauvorhaben der Billigstbieter nicht immer auch der Bestbieter ist.

Mit ICE und Flinkster-Carsharing schnell in den Schnee

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Flinkster-Leihfahrzeug am Parkplatz im Loipenzentrum Rotes Moor in der Rhön. (Foto: Daniel Kortschak)

Von Daniel Kortschak

Die Autos des DB-Carsharings „Flinkster“ sind eine sehr gute Ergänzung zur Bahn. Die Buchung ist einfach und die Fahrzeuge stehen meist direkt am Bahnhof. Schade nur, dass die meisten von ihnen immer noch mit Benzin oder Diesel fahren.

Noch liegt genügend Schnee in der Rhön, um einen Tag auf Langlaufskiern zu verbringen. Allerdings nur mehr im Loipenpark rund um das Rote Moor. Auf der Wasserkuppe und der Verbindungsstrecke Richtung Rotes Moor hat die Sonne die weiße Pracht bereits weggefressen. Somit scheidet eine Anreise ausschließlich mit Öffentlichen Verkehrsmitteln leider aus. Die Linienbusse bedienen von Gersfeld und Fulda aus nur die Wasserkuppe, nicht aber den Loipenpark.

Die insgesamt 250 Kilometer lange Fahrt von Frankfurt zum Loipenpark und zurück ist gerade während der Woche mit dem Auto wenig attraktiv. Zu groß ist die Gefahr, in Frankfurt oder auf der A 66 in einen Stau zu geraten. Zudem ist die Fahrt über die mit Lkw vollgestopfte Autobahn alles andere als entspannend, erst recht in der Dunkelheit nach einem ganzen Tag Sport.

Als Alternative bietet sich die Fahrt mit dem ICE bis Fulda und von dort die Nutzung des bahneigenen Carsharings „Flinkster“ an. Gesagt, getan: Am Vortag per Flinkster-App eines der am Bahnhof Fulda stationierten Fahrzeuge und über den DB-Navigator einen der günstigen ICE-Sparpreisegebucht. Tags darauf startet die Reise mit der U-Bahn im Frankfurter Nordend. Dank City-Option ist die ÖPNV-Fahrt für Bahncard-Kunden auch beim Fernverkehrsfahrschein inklusive. Immer wieder amüsant sind die verstörten Blicke der Büropendler, wenn jemand mitten in Frankfurt in der Berufsverkehrszeit mit Langlaufskiern und Sportbekleidung in die Bahn steigt. Erst recht bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen. Auch am Frankfurter Hauptbahnhof beim Umsteigen in den ICE Richtung Berlin sorgt man in diesem seltsamen Aufzug für gewisse Verwunderung.

Vom Zug direkt ins Mietauto

Pünktlich erreicht der ICE um 9.09 Uhr den Fuldaer Hauptbahnhof. Nach kurzem Fußmarsch durch die Unterführung ins direkt anschließende Bahnhofsparkhaus ist das reservierte Fahrzeug genau zu Beginn der Mitedauer um 9.15 Uhr erreicht. Die Flinkster-Kundenkarte auf das Lesegerät hinter der Windschutzscheibe gelegt (alternativ kann man den Wagen auch per Smartphone öffnen), mit ein wenig Geschick die zwei Paar Langlaufskier im kleinen Ford Fiesta verstaut und es kann losgehen. Nach etwa 40 Minuten Fahrt ist das Rote Moor erreicht und schon weniger als zwei Stunden nach der Abfahrt in Frankfurt beginnt das Skivergnügen.

Am späten Nachmittag geht es zurück Richtung Fulda. Vorbei am Stau auf der Autobahn Richtung Frankfurt weiter ins Zentrum und Richtung Hauptbahnhof. Nach einem kurzen Zwischenstopp in einem Einkaufszentrum steht der fast neue und sehr gepflegte Ford Fiesta mit dem für Flinkster typischen Nummernschild F-R (das R steht für DB-Rent, die Car- und Biksharingtochter der Bahn) wieder auf seinem reservierten Parkplatz im Bahnhofsparkhaus. Skier, Rucksack und Einkäufe ausgeladen und das Auto per Kundenkarte verschlossen, geht es in wenigen Schritten zu Bahnsteig drei, wo bald der ICE Dresden – Wiesbaden einfährt. Der Tag klingt bei einem frisch gezapften Bier im Bordbistro aus. Schon kurz nach Fulda peitscht der Regen an die Fenster, auf der Autobahn nebenan wälzt sich eine zähe Blechlawine dahin. Da reist es sich im ICE weit komfortabler und schneller.

Einfache Anmeldung und Buchung

Carsharing ist eine tolle Ergänzung zur Bahn. Erst recht, wenn es so perfekt organisiert ist wie bei der Deutschen Bahn. In über 300 deutschen Städten stehen 4000 Fahrzeuge in verschiedenen Kategorien zur Verfügung. Weitere 2000 Fahrzeuge gibt es in Österreich, Italien, der Schweiz und in den Niederlanden. Neben eigenen Fahrzeugen bietet Flinkster auch Zugang zu zahlreichen Autos von lokalen Kooperationspartnern. Gebucht wird ganz einfach per App oder Website, bezahlt wird nach Zeit und gefahrenen Kilometern. Grundgebühr gibt es im bundesweiten Tarif keine, für Bahncard-Kunden sind auch Anmeldung und Registrierung kostenlos.

Schade nur, dass die allermeisten Flinkster-Fahrzeuge nach wie vor mit Verbrennungsmotoren ausgestattet sind. Zwar gibt es in einigen Großstädten einzelne Elektrofahrzeuge, doch in Fulda gibt es nur Benziner oder Diesel. Dabei wäre gerade für die pro Richtung weniger als 40 Kilometer lange Fahrt von Fulda ins Rote Moor ein E-Auto optimal. Auf dem reservierten Parkplatz in der Garage ließe sich leicht eine Ladestation einrichten. Toll wäre eine solche Ladevorrichtung auch am Parkplatz vor dem Haus am Roten Moor. Während der Fahrer seine Runden im Schnee dreht, könnte das Auto Strom tanken – idealer Weise aus der großen Photovoltaikanlage auf dem Dach des Nabu-Hauses. Ohne Abgase wäre Flinkster die ideale Ergänzung zur umweltfreundlichen Bahn. Hoffentlich kommen der E-Auto-Markt in Deutschland und der dafür dringend notwendige Ausbau der Lade-Infrastruktur jetzt endlich in Gang.

Straßenbahn in Graz: kleine Störung, großes Chaos

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Straßenbahn-Ersatzbus in der Belgiergasse (Foto: Daniel Kortschak)

Von Daniel Kortschak

Kleine Ursache, große Wirkung: Freitagmittag trat an der stark beanspruchten Weiche auf dem Grazer Hauptplatz, wo sich die Linien 1,3,6 und 7 Richtung Hauptbahnhof sowie die Linien 4 und 5 Richtung Andritz verzweigen, eine Schaden auf.

Der Einsatzleiter der Holding Graz Linien und der Weichendienst waren zwar schnell zur Stelle, dennoch hatte diese kleine Störung sofort Auswirkungen im gesamten Straßenbahnnetz. Vom Jakominiplatz kommend stauten sich mehrere Straßenbahnen bis in die Herrengasse auf Höhe Landhaus zurück, der Fahrplan geriet in der ganzen Stadt aus den Fugen.

Busse statt Straßenbahnen

Weil es trotz unzähliger politischer Absichtserklärungen und vieler bisher stets in der Schublade verschwundener Planungen noch immer keine Ausweichstrecke für die zentrale Straßenbahnachse in der Grazer Innenstadt gibt, blieb den Holding Graz Linien einmal mehr nichts Anderes übrig, als die Straßenbahnen am Jakominiplatz zu wenden. Richtung Hauptbahnhof und Andritz mussten Busse einspringen. Weil die für solche Fälle vorgehaltenen Bereitschaftsfahrzeuge, die in der Schmiedgasse nahe dem Jakominiplatz auf ihren Einsatz warten, in der Verkehrsspitze am frühen Freitagnachmittag nicht ausreichten, wurden auch einige Gelenkbusse von anderen Linien abgezogen. Fahrzeuge, die dort natürlich fehlen und für längere Wartezeiten und Überbesetzungen sorgen.

Obwohl die Holding Graz Linien inzwischen gut auf Straßenbahn-Störungen in der Innenstadt vorbereitet sind und schnell einen Ersatzverkehr aufziehen, bringt jeder dieser Vorfälle großen Ärger für die zahlenden Öffi-Kunden. Weil die Busse sowohl Richtung Andritz als auch Richtung Hauptbahnhof und wieder zurück die Innenstadt zum Teil weiträumig umfahren müssen, bedeutet das für die Fahrgäste stets erhebliche Fahrzeitverlängerungen und zum Teil längere Fußmärsche. Zahlreiche Menschen, die zum Hauptbahnhof unterwegs waren, dürften ihre Züge versäumt haben.

Innenstadt-Umfahrung dringend gebraucht

Das aktuelle Beispiel zeigt einmal mehr, wie dringend die Innenstadt-Umfahrung für die Straßenbahn in Graz benötigt wird. Es ist höchste Zeit, dass die verantwortlichen Politiker ihren vielen leeren Worten nun endlich Taten folgen lassen. Das Ergebnis der letzten Gemeinderatswahl am 5. Februar lässt aber befürchten, dass sich an den unmöglichen Zuständen im ÖPNV in Graz so schnell nichts ändern wird: Die bürgerlich-konsevative ÖVP, die mit Siegfried Nagl seit 13 Jahren den Bürgermeister stellt, darf sich über ein Stimmenplus von vier Prozent freuen. Leichte Stimmengewinne verzeichneten auch die Kommunisten (KPÖ) und die rechtspopulistische FPÖ – beides Parteien, die sich vor der Wahl nicht besonders in Sachen Ausbau des öffentlichen Verkehrs hervorgentan haben. Grüne und Sozialdemokraten (SPÖ), die vehement für den Ausbau des Straßenbahnnetzes eintreten, mussten hingegen zum Teil dramatische Stimmenverluste hinnehmen.

Langzeitbürgermeister Nagl, der mit Sicherheit in eine vierte Amtsperiode gehen wird, hat es nun in der Hand, mit seinen zukünftigen Regierungspartnern endlich für einen zeitgemäßen öffentlichen Verkehr in Graz zu sorgen. Hoffentlich belässt er es nicht auch diesmal bei schönen Worten und wird nach vier verlorenen Jahren nun endlich aktiv. Er ist es der feinstaubgeplagten Grazer Bevölkerung mehr als nur schuldig.